ROME Nos Chants Perdus CD Digipak
Über eine Reihe außergewöhnlicher Konzeptalben hat die Luxemburger Band eine ganz eigene Poesie der Sehnsucht entwickelt, die aus den düster-melancholischen Nebeln der Heimatlosigkeit klingt und einem umfassenden Gefühl der modernen Verlorenheit Ausdruck verleiht. Die Protagonisten ihrer Musik sind die unfreiwilligen ‘Menschen in der Revolte’ (Camus), Zeitgenossen wildbewegter Epochen des 20. Jahrhunderts: die Vertriebenen und Gejagten, die Verachteten und Missverstandenen, Feinde der Diktatur allemal. Davon berichten die Lieder von Jerome Reuter, ganz in der Tradition seiner erklärten Vorbilder Jacques Brel und Leo Ferré, aber wie auf früheren Alben bereits auch Tom Waits und Nick Cave. Inhaltlich lässt man sich von der Weltliteratur inspirieren und sät für den aufmerksamen Hörer Verweise und Zitate von Camus, Proust, Sartre und Genet. Das erschafft eine neuartige Intertextualität zwischen Wort und Klang. Ausgehend von ihrer EP ‘L’Assassin‘ (2010) entwickeln ROME auf dem minimalistischen, schlichten Liedermacheralbum ‘Nos Chants Perdus‘ ihren Sound beharrlich weiter und lassen die apokalyptischen Sphären langsam hinter sich. Hier dürfen sich eingängige Melodien einprägen, die die zeitlose Atmosphäre der Metropole an der Seine atmen. Die sonore Stimme trägt den Weltschmerz ebenso wie das Sehnen nach Freiheit und Ruhe. Neben den französischen Songtiteln werden die Texte primär in Englisch vorgetragen, während die Musik vor allem auf akustische Instrumente baut: Klavier, Gitarre, Streicherakzente, Akkordeon. Auf elektronische Elemente hat man weitgehend verzichtet, was ‘Nos Chants Perdus‘ als einen weiteren Schritt im Werk der Band kennzeichnet. Ein seltenes und kostbares Stück Liedermacherkunst, das man in dieser Konzentration und Ernsthaftigkeit lange nicht gehört hat.
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